EMDR in Therapie und Coaching – Interview mit Anna zur Nieden

Anna, kannst du einmal kurz beschreiben, was EMDR eigentlich ist?

EMDR ist die Abkürzung für „Eye Movement Desensitization and Reprocessing“, das bedeutet ganz vereinfacht, dass durch Augenbewegungen Erlebtes neu und anders verarbeitet werden kann. Wie die Methode genau funktioniert, weiß man bis heute nicht, aber es stellt eine der wirksamsten psychotherapeutischen Methoden dar.
In der Psychotherapie nutzen wir EMDR als hochwirksame Methode, um zum Beispiel mit traumatischen oder biographisch schwierigen Lebensereignissen besser umgehen zu können. Diese können mithilfe der Methode anders im Gehirn abgespeichert werden und so als weniger belastend wahrgenommen werden. Im Coaching bietet EMDR die Möglichkeit, die eigenen Stärken und Ressourcen hervorzuheben und Unsicherheiten zu überwinden.

Wo hast du denn die Methode erlernt?

Die Methode habe ich am EMDR Institut Deutschland erlernt, das ist das führende Ausbildungsinstitut für EMDR. Es ist in Deutschland das einzige von Dr. Francine Shapiro, der Entwicklerin der EMDR-Methode, autorisierte EMDR Ausbildungsinstitut.

Wie nutzt du die Methode in deiner Arbeit? Setzen du und auch die Kolleg:innen sie häufig ein?

In meiner Arbeit nutzen meine Kolleg:innen und ich die Methode sehr vielseitig und häufig – beispielsweise können im Coaching Konflikte nachbearbeitet oder Unsicherheiten auslösende Situationen vorbereitet werden. Auch die eigenen Ressourcen und Stärken können durch EMDR nochmal richtig zum Aufblühen kommen. In der Psychotherapie wird EMDR bei Traumafolgestörungen, Ängsten, Zwangsstörungen, Depressionen und in weiteren Bereichen eingesetzt- es ist eine sehr vielseitig einsetzbare Methode.

Wie läuft eine EMDR-Sitzung ab?

Nach der Entscheidung, welches Thema bearbeitet werden soll, kann es nach einigen vorbereitenden Sitzungen direkt losgehen. Zum Beispiel wird eine belastende Erinnerung fokussiert, parallel dazu führt der/die Klient:in angeleitete Augenbewegungen durch, die Neuverarbeitung beginnt direkt. Der entlastende Effekt ist meist schon nach einer Sitzung deutlich spürbar und hinterlässt einen bleibenden Eindruck.

Kannst du nochmal genauer beschreiben, wie das mit den Stimulationsreizen aussieht?

Der/die Klient:in und ich sitzen uns gegenüber und ich bewege meinen angewinkelten Arm von links nach rechts über einen bestimmten Zeitraum, mein Gegenüber folgt meinem Arm mit den Augen. Gerne nutze ich anstatt meines Arms auch ein EMDR-Gerät mit einem sich von links nach rechts bewegenden Licht, um die Augenbewegungen und den Verarbeitungsprozess noch besser begleiten zu können.

Wie erlebst du die Wirkung der Methode?

Die Wirkung der Methode erlebe ich als sehr beeindruckend, weil sie die Ressourcen der Klient:innen so sehr aktiviert und hervorhebt und helfen kann, viele innere Hürden zu überwinden. Die Wirksamkeit ist evidenzbasiert und außerordentlich hoch – und daneben hat es eine ganz besondere Faszination, da man einfach nicht ganz genau weiß, was im Gehirn passiert. Wenn zum Beispiel eine Person, die seit langer Zeit an lebenseinschränkenden Symptomen einer ausgeprägten posttraumatischen Belastungsstörung gelitten hat, mit der Unterstützung von EMDR wieder Dinge tun kann, die sie vorher nicht mehr konnte und deutlich mehr Lebensqualität erlebt, finde ich das sehr beeindruckend.

Was sollte im Hinblick auf EMDR noch bekannter sein? Gibt es noch etwas, das du hinzufügen möchtest?

EMDR bietet extrem viele Möglichkeiten in der Psychotherapie und auch im Coaching und ist dazu wahnsinnig effizient. Empfehlen würde ich, dass EMDR bei einem/einer Therapeut:in durchgeführt wird, der/die eine durch das EMDR Institut bzw. EMDRIA zertifizierte Ausbildung absolviert hat, da dort die Qualität der Durchführung sichergestellt ist.

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